Industrielle PC-Systeme (IPC), die Montagebänder in Fabriken, Fertigungsprozesse in Kraftwerken und andere Formen der Automatisierung betreiben, laufen oft jahrelang ohne Unterbrechung. Diese Dauerbelastung führt zwangsläufig zu alternder Hardware und veralteter Software. Daher spricht man von einem „IPC-Refresh“ – einer umfassenden Aufrüstung von Komponenten und Programmen. Doch hinter dem Ziel, Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit zu verbessern, verbirgt sich ein großes Risiko: schwache Cybersicherheit. Ohne richtige Planung wird ein Upgrade schnell zur offenen Einladung für Hacker. In diesem Blog beschreiben wir, wie Cybersicherheitsprotokolle in jeden Schritt des Refresh-Prozesses eingebettet werden können. Der Fokus liegt auf Schwachstellenbewertung und sicheren Upgrades für einen reibungslosen Betrieb. Das Ergebnis: moderne, schnelle und widerstandsfähige IPC-Konfigurationen.
Die meisten IPC-Einheiten, die auf veralteten Betriebssystemen laufen, verwenden in der Regel ältere OS-Versionen wie Windows XP oder angepasste RTOS. Solche Systeme erhalten keine aktuellen Sicherheitsupdates mehr. Daher sollte ein Refresh mit Fokus auf Cybersicherheit erfolgen – nicht nur ein einfacher Austausch von Hardware und Software. Jeder Schritt, wie Netzwerkverbindungen, Dateitransfers und geplante Ausfallzeiten, stellt ein potenzielles Einfallstor für Fehler dar.
Cybersicherheitsprotokolle sind im Wesentlichen Richtlinien, die den gesamten Refresh-Prozess steuern. Sie definieren, wer oder was Zugriff auf das System hat, welche Tools zugelassen sind und wie Daten übertragen werden. Werden sie ignoriert, kann ein einfaches Upgrade zu einem Sicherheitsalbtraum werden.
Häufige Risiken während des Refresh
- Datenverlust: Wenn alte Dateien ohne vorherige Verschlüsselung auf neue Laufwerke kopiert werden.
- Gefälschte Firmware: Wenn Updates aus nicht vertrauenswürdigen Quellen heruntergeladen werden.
- Offene Ports: Wenn das neue Betriebssystem unnötige Dienste aktiviert lässt.
- Menschliche Fehler: Wenn Techniker schwache Passwörter für Testnetzwerke verwenden.
Ein einziges schwaches Glied kann Millionen durch Ausfallzeiten oder Erpressung kosten.
Planung des „Refresh“ mit Cybersicherheitsprotokollen
Beginnen Sie Monate vor dem eigentlichen Hardwareeingriff. Bilden Sie ein Team aus IT-Sicherheitsexperten, Werksingenieuren und einem Vertreter des Anbieters. Schreiben Sie die Cybersicherheitsprotokolle in klarer, verständlicher Sprache nieder.
Schritt-für-Schritt-Checkliste
- Jedes Gerät und seine Softwareversion auflisten.
- USB-Laufwerke verbieten, außer sie sind vorab genehmigt und geprüft.
- Das Einstecken eines Netzwerkkabels darf nur mit Zustimmung von zwei Personen erfolgen.
- Eine „Golden Image“-Version eines sauberen, getesteten Betriebssystems für alle neuen IPCs erstellen.
So liest jeder Beteiligte vom gleichen Handbuch.
Durchführung einer Schwachstellenbewertung vor dem Upgrade
Eine Schwachstellenbewertung ist wie ein Gesundheitscheck des bestehenden Systems, der Schwachstellen aufdeckt, bevor der Refresh beginnt.
Tools und Techniken
| Tool | Ziel | Beispiel |
| Netzwerkscanner | Geräte und offene Ports identifizieren | Nmap zum Auflisten aller IPC-IP-Adressen |
| Software-Auditor | Veraltete Bibliotheken mit Sicherheitslücken finden | OpenVAS zur Erkennung von Patch-Lücken |
| Log-Reviewer | Anomalien in Login-Versuchen finden | Mehrere fehlgeschlagene Anmeldungen prüfen |
| Physischer Inspektor | Manipulation erkennen | Versiegelungen, Schlösser und Kabel prüfen |
Führen Sie die Bewertung zweimal durch – einmal im Produktionssystem, einmal in einer Laborumgebung. Jede Erkenntnis wird mit Risikostufe (niedrig, mittel, hoch, kritisch) dokumentiert.
Beispielhafte Ergebnisse
| Asset | Schwachstelle | Risikostufe | Geschäftliche Auswirkung |
| IPC-01 | Windows 7 ungepatcht | Kritisch | Direkte Produktionsverbindung mit Internet |
| IPC-02 | Schwaches Standardpasswort | Hoch | Kein direkter Einfluss, aber sofortige Änderung notwendig |
| PLC-Link | Unverschlüsseltes Protokoll | Mittel | Verschlüsseltes Update im nächsten Quartal geplant |
Hochpriorisierte Probleme zuerst beheben; mittlere und niedrige Risiken können bis zum sicheren Upgrade warten.
Auswahl sicherer Hardware für Upgrades
IPC-Geräte müssen moderne Sicherheitschips unterstützen. Achten Sie auf TPM 2.0, Secure Boot und Hardwareverschlüsselung.
Hardware-Auswahlrichtlinien
- CPU: Intel vPro oder AMD PRO – für Fernverwaltung mit Verschlüsselung.
- Speicher: Selbstverschlüsselnde SSDs, Schlüssel im TPM gespeichert.
- Netzwerk: Doppelte Netzwerkkarten – eine für Produktion, eine nur für Updates.
- I/O: Nicht verwendete Ports im BIOS deaktivieren.
Sichere Upgrades beginnen mit Hardware, die keine unsignierte Software akzeptiert.
Sichere Softwareinstallation
Die Wahl des Betriebssystems ist entscheidend – z. B. Windows 11 IoT Enterprise oder Ubuntu Core, beide mit langfristiger Sicherheitsunterstützung.
Beste Installationspraktiken
- ISOs nur von offiziellen Herstellerseiten über HTTPS herunterladen.
- SHA-256-Prüfsumme vor der Installation verifizieren.
- Installation offline durchführen; erst nach vollständigem Patchen mit dem Netzwerk verbinden.
- Aktivieren Sie BitLocker oder LUKS-Festplattenverschlüsselung von Anfang an.
Cybersicherheitsprotokolle für den Update-Server
Der Update-Server sollte während des Übergangs segmentiert und nur zu festgelegten Zeiten verbunden sein.
Netzwerksegmentierung während des Übergangs
Niemals alles gleichzeitig upgraden – nutzen Sie einen gestaffelten Ansatz.
Phasenmodell:
Phase 1 → Altes IPC isolieren → Neues IPC im Labor erstellen → Test → Austausch
Phase 2 → Nächste Gruppe wiederholen
Alte und neue Systeme sollten auf separaten VLANs laufen. Firewall-Regeln erlauben nur SCADA-Protokolle und blockieren das Internet für alte Geräte. Jedes Paket wird geloggt, um bei Problemen den Schaden zu minimieren.
Sichere Firmware- und Treiber-Upgrades
Während eines Refreshs müssen PLCs/HMIs häufig neu geflasht werden.
Sicherer Flash-Prozess
- Firmware-Paket nur vom Herstellerportal herunterladen.
- Digitale Signatur mit öffentlichem Schlüssel des Anbieters prüfen.
- Nur mit signiertem Bootloader flashen.
- Nach Neustart Version im Auditmodus bestätigen.
- Prüfsummenprüfung per Skript automatisieren.
- Logs 90 Tage lang aufbewahren.
Schwachstellenbewertung nach dem Upgrade
Führen Sie den Scan erneut durch und vergleichen Sie die Ergebnisse mit den Berichten vor dem Refresh.
Nach-Upgrade-Checkliste
- Alle Patches innerhalb von 24 Stunden installiert
- Keine Standardpasswörter mehr aktiv
- Verschlüsselung überprüft
- Tests und Backups offline gespeichert
- Erst nach Behebung neuer Funde in Betrieb nehmen
Sichere Modernisierung: Kosten-Nutzen-Analyse
Sichere Upgrades erhöhen das Budget um etwa 10–15 %, doch die Vorteile überwiegen deutlich.
| Parameter | Unsicheres Refresh | Sicheres Refresh |
| Ausfallrisiko | Hoch (Ransomware) | Niedrig (geplant) |
| Compliance-Strafen | Möglich | Vermeidet |
| Versicherungsprämie | Höher | Geringer |
| Systemlebensdauer | 3–5 Jahre | 7–10 Jahre |
Eine frühzeitige Schwachstellenbewertung spart später Millionen.
Fazit
IPC-Modernisierungen sind goldene Gelegenheiten, die Produktionsumgebung zu sichern. Denken Sie bei jeder Entscheidung an Cybersicherheit. Führen Sie Schwachstellenbewertungen vor und nach dem Upgrade durch. Wählen Sie Hardware und Software, die sichere Upgrades ermöglichen. Retrofit GmbH unterstützt Unternehmen dabei, industrielle Modernisierungen sicher, effizient und zukunftsorientiert umzusetzen. Segmentieren Sie Netzwerke, schulen Sie Mitarbeiter und überwachen Sie kontinuierlich. Es geht nicht nur um schnellere Maschinen, sondern um eine Festung, die ununterbrochene Produktion garantiert. Beginnen Sie jetzt mit der Planung – die nächste Sicherheitslücke ist nur ein schwaches Upgrade entfernt.

